Montag, 16. August 2021

Nur Gott Darf Urteilen

»Urteilt nicht über andere, damit Gott euch nicht verurteilt.
Denn so wie ihr jetzt andere richtet, werdet auch ihr gerichtet werden. Und mit dem Maßstab, den ihr an andere anlegt, werdet ihr selbst gemessen werden.
Matthäus 7,1–2 HfA

Was soll das bedeuten? Sollen wir denn alle Sünde schönreden? Sollen wir vermuten, ein sadistisches Monster sei geisteskrank, weil wir nicht glauben wollen, dass Menschen absichtlich böse sein würden?

Wenn ein Mann (oder eine Frau) Kinder missbraucht, sollen wir ihn völlig entschuldigen, weil er selbst als Kind missbraucht wurde?

Sind Menschen grundsätzlich gut oder böse?

Die Bibel lehrt, dass die ersten Menschen gut waren, aber einen falschen Weg nahmen. Seitdem ist unsere DNA verdorben worden. Wir alle haben eine Tendenz zum Bösen.

Aber das ist nur ein Aspekt der Realität. Die meisten Menschen haben auch eine Neigung zum Guten, wenn auch nicht makellos.

Die meisten Eltern lieben ihre Kinder. Die meisten Menschen bewundern Faulheit, Korruption, Diebstahl und Mord nicht.

Jesus lehrte, wir müssen zwischen Gut und Böse unterscheiden, aber wir müssen keinen Menschen verachten.

Der Menschensohn ist gekommen, isst und trinkt, und sie sagen: Siehe, dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden aus ihren Werken. Matthäus 11,19 LU

Wir müssen die Realität der Sünde klar erkennen. Ansonsten werden wir diese verdorbene und oft chaotische Welt keineswegs verstehen. 

Aber du musst auch verstehen, dass wir alle in Gottes Ebenbild geschaffen sind. Sonnst, wirst du andere Menschen oder vielleicht dich selbst verachten.

Es heißt bei euch: ›Liebe deinen Mitmenschen und hasse deinen Feind!‹
Doch ich sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen!
Matthäus 5,43–44 HfA

Wir müssen zwischen Gut und Böse unterscheiden, aber wir dürfen kein menschliches Wesen hassen oder verachten. Hass und Verachtung sind unvereinbar mit der Liebe zum Nächsten.

Die Menschen haben es gelernt, wilde Tiere, Vögel, Schlangen und Fische zu zähmen und unter ihre Gewalt zu bringen.

Aber seine Zunge kann kein Mensch zähmen. Ungebändigt verbreitet sie ihr tödliches Gift.
Mit unserer Zunge loben wir Gott, unseren Herrn und Vater, und mit derselben Zunge verfluchen wir unsere Mitmenschen, die doch nach Gottes Ebenbild geschaffen sind.
Jakobus 3,7–9 HfA


Hier sehen wir die zwei Aspekten der menschlichen Natur deutlich erklärt. Wie neigen zum Bösen, weil unsere Herzen verdorben sind, und aus unseren verdorbenen Herzen verfluchen wir unsere Mitmenschen.

Andrerseits sind diese Mitmenschen immer noch als Gottes Ebenbild geschaffen. Kein Mensch ist hundert Prozent Teufel. Selbst Adolf Hitler hat einige jüdischen Kameraden vom Ersten Weltkrieg geschont.

Nach dem Krieg haben einige sehr bösen Nazis Buße getan.

Wir müssen nicht voreilig urteilen.

Ein Manager, ein Lehrer oder ein Pastor kann sehr autoritär sein und herrscht vielleicht überheblich oder manchmal grausam. Aber vielleicht ist er grundsätzlich kein Heuchler oder Monster.
Vielleicht hat er ein Minderwertigkeitskomplex.

Das bedeutet nicht, dass wir grausame Leiterschaft akzeptieren sollen.
Das bedeutet nicht, dass wir keinen Selbstrespekt haben dürfen, oder dass wir uns nie wehren sollen.

Es gibt Menschen, die auf schreckliche Weise missbraucht wurden. Sie werden aggressiv, weil sie durch schmerzhafte Erfahrungen ein Weltbild gelernt haben, dass man entweder stark sein oder zum Opfer werden muss. Sie haben kein Konzept für sanften gegenseitigen Respekt. Das ist nicht Teil ihrer Lebenserfahrung.

Du siehst ein Mädchen in der Kirche, das unanständig gekleidet ist. Du denkst, sie will die sexuelle Aufmerksamkeit von Jungen auf sich ziehen, aber es kann sein, dass sie keine sexuelle Motivation hat. Sie fühlt sich unsicher und möchte nicht von anderen Mädchen abgewertet werden.

Du bist Seelsorger. Ein Mann hat ein unruhiges Gewissen. Er war auf Geschäftsreise und hat mit sexueller Versuchung gekämpft. Er erwachte nach einem sexuellen Traum und befriedigte sich selbst.

Manche Seelsorger würden verurteilen, aber der Geschäftsmann hatte vielleicht keine schlechte Motivation. 

Er wollte ein treuer Ehemann bleiben. Er wollte nicht in pornografischen Tagesträumen schwelgen. Selbstbefriedigung war für ihn vielleicht keine Sünde, sondern ein Sicherheitsventil.

…  ich (Gott) urteile nach anderen Maßstäben als die Menschen. Für die Menschen ist wichtig, was sie mit den Augen wahrnehmen können; ich dagegen schaue jedem Menschen ins Herz.« 1. Samuel 16,7 HfA

Wir müssen uns nicht anmaßen, auf Gottes Richterstuhl zu sitzen, denn nur Gott versteht die Motivation in dem Herz eines Menschen.