Dienstag, 10. September 2019

Ist echte Christenheit radikal?

Ist das echte christliche Leben anständig und normal oder extrem radikal?

Für viele Christen ist das keine Frage. Christen sollen immer tugendhaft und Pflicht-orientiert sein. Wie sonst kann man ein rechtschaffenes Vorbild sein? Dazu gehört Aufrichtigkeit und Anständigkeit.

Jesus fing an, als Prediger zu dienen, aber bis dann war er offensichtlich ein unauffälliger Zimmermann, der kein Aufsehen erregte.

Als der Prediger gewordene Jesus sein Heimatdorf besuchte und mit prophetischer Autorität sprach, waren seine ehemaligen Nachbarn erstaunt.

Alle Anwesenden äußerten sich anerkennend über ihn und wunderten sich zugleich über seine Worte. »Wie kann das sein?«, fragten sie. »Ist das nicht Josefs Sohn?« Lukas 4,22

Übrigens soll unauffällige Biederkeit demütig sein. Was ist wichtiger als Demut?

Aber als Prediger war Jesus extrem auffällig und sein Handeln war oft radikal.

Die Rabbiner hatten viele Regeln erfunden, die nicht in der Bibel waren.


Man sollte am Sabbat nicht heilen. Man durfte am Sabbat nicht arbeiten, indem man einen Brei mit Speichel machte, um eine Salbe für Heilung zu machen.

Jesus war dessen bewusst und verstieß ganz offen und absichtlich gegen diese Regel.


Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde und machte einen Brei aus dem Speichel und strich ihm den Brei auf die Augen. Joh 9,6 ZUR


Wenn Jesus einen leidenden Menschen retten wollte, weigerte er sich, Skandal zu vermeiden.


In Johannes Kapitel 4 sprach er mit einer Samariterin, die in einer unehelichen Beziehung lebte.
Er verstieß dabei gegen mindestens drei strenge Regeln.

  • Die Juden sollten keine Gemeinschaft mit Samaritanern haben.

  • Kein Rabbiner durfte mit einer Frau unter vier Augen sprechen.

  • Fromme Juden und besonders Rabbiner sollten keine Gemeinschaft mit sündhaften Menschen haben.


Als junger Zimmermann war Jesus unauffällig aufrichtig und gehorsam.

Als Prediger war Jesus unerhört radikal.

Aber der konservative Christ wird sicher einwenden, dass Jesus halt Gottes Sohn war. Er durfte eben deswegen anders sein.

Die Apostel waren auch mindestens ab und zu radikal. Petrus wurde in einer Vision von Gott angewiesen, er sollte einen römischen Offizier besuchen. Das war den Juden streng verboten. 


In einer Vision sah Petrus Schlangen und andere unreine Tiere und hörte eine Stimme vom Himmel. Er hörte von Gott, er sollte Schlangen schlachten und essen.
Er war empört.


Da sprach die Stimme zum zweiten Mal: »Wenn Gott sagt, dass etwas rein ist, dann sag du nicht, dass es unrein ist.« Apostelgeschichte 10,15

Petrus gehorchte und missionierte in dem Haus von Cornelius, der auf der stelle sich bekehrte.
(Apostelgeschichte Kapitel 10.)

Heute bewundern wir Jesus, weil er mit Sündern liebevoll und freundlich war.


In der Bibel lesen wir, dass er als Freund der Sünder bekannt war, aber damals war das kein Segensspruch, sondern ein harter Vorwurf.

Nun ist der Menschensohn gekommen, isst und trinkt wie jeder andere, und ihr beschimpft ihn: ›Er frisst und säuft, und seine Freunde sind die Zolleinnehmer und anderes Gesindel!‹ Lukas 7,34

Ich kenne Christen in Deutschland, die von Gott berufen sind, Bordellen zu besuchen. 


Ich besuchte einst ein christliches Ehepaar, wo ich eine nette junge Frau kennenlernte.

Es stellte sich heraus, dass diese Frau damals Prostituierte war. Jetzt ist sie eine tugendhafte christliche Frau, immer noch nett, aber von einem unappetitlichen Leben befreit.

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